„Ganzheitlichkeit“- nur ein Schlagwort?

300 Jahre Klavierspieltechnik – auf der Suche nach dem Glück


„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner einzelnen Teile“ heißt es bei Aristoteles.

In der Kunst des Klavierspiels – der Pianistik, nimmt sich diese Feststellung durchaus als eine maßgebende klaviermethodische Erkenntnis aus, sie spricht das letzte Wort zu diesem „… mehr als die Summe seiner Teile“.

Die Summe allein ergäbe kein allein seligmachendes Prinzip, es wird zum „mehr“, zum wahrhaft Ganzen erst in der koordinierten Organisation der gebündelten, naturgemäßen Kräfte, welche in einem hochkarätigen Klavierspiel zweifellos gefordert sind. Die inneren Kraftquellen einer glücklich koordinierten Feinmotorik bewirken unmittelbar das musikalische Geschehen, den musikalischen Vortrag des so Geübten. Sie sind der allzeit gegenwärtige Spiegel von geglückter Ganzheit oder häufiger auftretend, von unglücklicher „Nichtganzheit“. Ganzheitliche Prinzipien der Spieltechnik entscheiden in praxi selbstverständlich über die bestmögliche Ausführung des musikalischen Textes, Texttreue und Texterfassung natürlich stets vorausgesetzt.

Die bestmögliche Verwirklichung des zu spielenden Musikwerkes grenzt in dieser Art mitunter ans musikalisch/technisch Absolute und eben dieses Ideal meint jener Satz des Aristoteles. Die Verwirklichung des spieltechnischen Ideals garantiert am Natürlichsten eine vollendete Wiedergabe eines meisterhaften Musikwerkes.

Der Umkehrschluss würde bedeuten: Ohne genauste, funktionale Kenntnisse der einzelnen Teile ist die Ganzheit spieltechnischer Möglichkeiten nicht zu erreichen, und somit auch nicht das „..mehr als die Summe“.

Viele namhaften PianistenInnen jedoch leugnen diesen Zusammenhang und wollen davon auch nichts wissen. Manche unter ihnen lassen sich in Fachzeitschriften oder in Interviews dazu hinreißen zu behaupten, es gäbe gar keine Technik. Sie ignorieren es, da ihnen die Beschreibungen, Worte und methodischen Lehrwege hierzu fern, fremd oder auch (gänzlichst) unbekannt geblieben sind, selbst heute noch, wo durch das Internet vieles zu recherchieren leichter geworden ist. Es wundert auch nicht, weil die klaviermethodische Historie der Jahrhunderte, deren Praxis und Theorien, all zu häufig irritiert, fälschlich verstanden und folgenschwer missinterpretiert wurden, zumindest unter ganzheitlichen Gesichtspunkten.

Heute „the same procedure“ als every year! Trotz C.Ph.E.Bach oder Gottlieb Türk, welche zu Anfang der Historie dies schon bemängelten. Trotz Liszt und Chopin, welche die Klavierspieltechnik fortwährend reformierten. Trotz der fortschrittlichsten Klavierpädagogen, die Deutschland im 20.Jahrhundert zu bieten hatte, wie Elisabeth Caland, Ludwig Deppe oder die Nonne Beata Ziegler, deren Klavier-Lehrwerk „Das innere Hören“ als eine für alle Musikschulen und Musikhochschulen verbindliche Klavierschulung zurecht gepriesen wurde, jedoch der zweite Weltkrieg unter Hitler-Deutschland eine weitere internationale Verbreitung des Schulwerkes, Japan ausgenommen, verhinderte. Beata Ziegler wurde die Unterrichtserlaubnis entzogen.

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Beata Ziegler

In Männerkleidung getarnt unterrichtete sie allerdings unentdeckt außerhalb des Klosters seelenruhig weiter. Noch in den 50er Jahren unterzogen sich einzelne Klavierprofessoren, bekannt wie gefürchtet durch ihre harte Strenge (Alte Schule), einer spieltechnischen Umschulung im Kloster Bad Aibling, darunter u.a. die Klavierprofessorin Maria Landes-Hindemith. Nach circa 50 Unterrichtseinheiten revidierte sie alles bis dahin Geschehene ihrer übermäßig strengen Methode der An- und Überspannung und widmete sich ihren Studenten in komplett entgegengesetzter Art, ließ sie die Schriften von B.Ziegler studieren und unterwies alle ihre Schüler bis zu ihrem Lebensende im Inneren Hören, als Voraussetzung einer natürlichen Klavierspieltechnik.

Maria Landes-Hindemith

Kurz und gut: Vieles von dem, was die Klavierpädagogin und Nonne Beata Ziegler zu unterrichten wusste, ist den heutigen Musikhochschulen sowie Musikschulen im Ganzen wie im Einzelnen bedauerlicherweise unbekannt geblieben – eine immer noch ungenützte, weil unentdeckte Schatzkammer und Quelle des künstlerischen wie natürlichen Klavierspiels . Japanische Musikhochschulen verhielten sich da fortschrittlicher. In den 60Jahren enthüllte man feierlich eine Büste der Beata Ziegler zur Weihe einer Musikhochschule in Tokyo und setzte somit ihrem Werk „Das innere Hören“ ein würdiges Denkmal.

Theorie & Praxis des inneren Hörens

Wort und Praxis stehen wie in keinem anderen Klavierspiel-Schulwerk in punkto Didaktik sowohl im Aufbau wie in der praktischen Unterweisung in lückenloser, beispielhafter Übereinstimmung, hier die Theorie, da die Übe-Praxis.

Untrennbar miteinander verbunden sind Beata Zieglers theoretische Schrift „Gedanken zum inneren Hören“ mit der tatsächlichen Ausführung bzw. Schulung am Instrument, wie der Musikwissenschaftler Prof. Hans-Josef Irmen im Nachwort zur Schrift klavierfachkundig feststellte. Das Erlernen kann nur am Instrument erfahren werden, die Schrift dient zur Bewusstwerdung.

https://www.google.com/search? q=hans+josef+irmen&rlz=1C1CHBF_deDE872DE872&oq=hans+josef+Ir&aqs=chrome.0.0j69i57.8617j0j7&sourceid=chrome&ie=UTF-8

DAS INNERE HÖREN bestellen: https://de.schott-music.com/shop/das-innere-horen-gedanken-zum-inneren-horen-noq54632.html inklusive: Liste der „Lehrer/innen des inneren Hörens“ Hervorzuheben (aktuell-2021) sind die Klavierpädagogen/innen Maria Leutenstorfer/München sowie meine Wenigkeit, Ivo Csampai/ München

„Wir halten den Idealton für das Ergebnis der Ausbildung. Beata Ziegler beginnt damit“ – Prof. Dr. Gschrey, Staatliche Musikhochschule München

„Der Ton muss frei schwingen.“ – Berühmte Klavierpädagogin Anna Stadler/München

Der Verlust der Ganzheitlichkeit ist heute im 21.Jahrhundert sowohl in der Ausbildung, wie auf der Konzertbühne kaum noch zu über(hören)sehen. Die aktuelle Corona Politik machts uns vor: Ein „so weiter“ dürfte es nicht geben. Aber wie und anders?

Corona stellt den reflektierenden Spiegel der ganzheitlichen Zu- und Missstände im Bereich MUSIKAUSBILDUNG noch schärfer ein, als wie vor Corona. Die allgemeine Einsicht lässt auf sich warten.

Gut, gut: Lang Lang spielt die Goldberg Variationen ein, wer hätte das gedacht? Gleich ihm, viele, um nicht zu sagen ein Heer von fähigen BühnenpianistenInnen, brillieren mit ihrem musikalischen Hinter- wie Vordergrundwissen über Facebook und dergleichen Medien. Sie geben online Konzerte und Vorträge aus ihren Wohnzimmern und verblüffen noch den letzten Digital/Internetgegner, wenn zur locker vom Hocker vorgetragenen Musik der Haushund im Hintergrund der Revolutionsetüde von Chopin auch noch synchron mit heult. Internationale Online-Klavierwettbewerbe bereichern die tägliche Piano-Kost im Netz des Tohuwabohu. Selbst der Klavierunterricht läuft über Skype- keine schlechte Sache wohl, wie viele Pädagogen gerade zu erkennen dürften. Ein Klavierstimmer ohne Maske, wie geht das?

Wer beschäftigt sich da noch mit der „Ganzheit“ der spieltechnischen Möglichkeiten? Hinz und Kunz vielleicht. Keinesfalls die sogenannte Elite der Klavierstars, die globalen Sättiger des heutigen, digitalen Musikbetriebs. Wir, die Zuhörer, auf dem Sofa der Stars. – „Schöne, neue Welt“ schon im 21ten Jahr des 21ten Jahrhunderts. Wieder einmal 21 Jahre verschlafen. Oder aufgrund falscher Navigation des noch frischen Jahrtausends auf Grund gelaufen. Schiffbruch erlitten? Wenn Klavierkurse falschen Kurs nehmen, dann entsteht auf sehr lange Sicht genau das, was wir heute vorfinden. Eben null Methode, bestenfalls lückenhafte, und das an allen Musik-Hochschulen. Lehraufträge ohne Lehrinhalte. Alles Coca Cola, und davon gibt es im Supermarkt der „Unmethoden“ mehr als genug.

Lehraufträge ohne Lehrinhalte

Hinzu tritt aktuell die Zeit der Pandemie, in der das qualitativ Fachliche durch das sozialmediale Marktgeschrei der an Überzahl agierenden, weniger qualitativen Coachingangebote die spezielle Problematik der Klavierspielausbildung als Hauptthema in den Hintergrund drängt, siehe Facebook-Klaviergruppen. Momentan beschäftigen sich alle Beteiligten der Musikszene mit den mangelnden Konzert- und Auftrittsmöglichkeiten, die Klavierlehrer/innen* mit Onlineunterricht, jedoch nicht so sehr mit richtiger oder falscher Methodik. Das wiederum unterstützt die überhandnehmenden fälschlichen, weil halbseidigen „Lehren“. Deren Vertreter strömen in Massen auf den Markt des Sozial Media. Niemandem ist damit geholfen. Der gesündesten Lehre ist am Allerletzten damit geholfen. Denn sie nimmt Schaden (in ihrer Verbreitung) an all diesem Jahrmarktsverhalten. Differenzierungen zwischen klug und dumm verwischen. Auch hier verroht die notwendige Sprache.

Bad habits prevent MUSIC

Fazit: Weder das „Ganze“ noch dessen Kleinstteile interessieren die Vertreter/innen der Klavierspielkunst in heutiger Zeit. Ein Überfütterungsprozess des Visuellen zu Ungunsten des Auditiven hat sich weiterhin breit gemacht im Halb-Bewusstsein studierter Klavierpädagogen und Piansten/innen*.

Es gibt sie, die besseren Antworten.

Elisabeth Caland (der federleicht getragene Arm“

Friedrich Rabl

ACHTUNG- GANZHEITLICHKEIT !

Den aktuell halbseidigen, fälschlich spezialisierten Einseitigkeiten der „Musikhochschul-Lehre“ wird in den folgenden Buchwerken nicht(!) Rechnung getragen. Es würde zu viel unnötig unnütze Zeit beanspruchen.

Es gibt sie, die besseren Antworten.

1)

2)

3)

https://de.schott-music.com/shop/das-innere-horen-gedanken-zum-inneren-horen-noq54632.html

(Link auch als PDF)

4)

https://www.baerenreiter.com/shop/produkt/details/BVK1600/

5)

weitere 4 verschiedene, höchst aktuelle Bände zur Klaviertechnik

6)

Das pianistische Talent: Ein neuer Weg zum künstlerischen Klavierspiel auf Basis der Lehren von F. Matthias Alexander und Raymond Thiberge Taschenbuch – 1. Januar 1996

7)

https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/musikstudien-in-deutschland/autor/amy/

8)

https://www.google.de/books/edition/Liszts_Offenbarung/o0lNuwEACAAJ?hl=de

http://iapsop.com/archive/materials/neue_metaphysische_rundschau/neue_metaphysische_rundschau_v14_n5_1907_may.pdf

Ist möglicherweise ein Bild von Text „Liszts Offenbarung Schlüssel Zur Freiheit Des Individuums Scholar SELECT FRE FREDERIC HORACE CLARK“

Hier ein Pdf aus F.H.Clarc

http://iapsop.com/archive/materials/neue_metaphysische_rundschau/neue_metaphysische_rundschau_v14_n5_1907_may.pdf

9) folgt demnächst.. (die beiden nächsten Empfehlungen sollten gut überdacht sein! Sie werden nachgereicht.)

Die ersehnte Würde und Erhabenheit des Pianisten

Eine „spontane“ Spielhaltung am Klavier gilt heute wie auch vor dreißig Jahren schon unter Klavierspielern als eine, entsprechend zur allgemein üblichen Freiheitsempfindung gehörigen Spielart. Schumanns „Wilder Reiter“ ist nur ein Beispiel für derart zum Massenphänomen gewordenen fälschlich einseitigen Auffassung.

Das Gegenteil hierzu ist die „rezeptive Haltung“, eine Haltung, die ein inneres Hören zugrunde legt – ohne ein „Machen“. – Ein verstehendes Empfangen durch Offensein, ein „ES kommt zu mir“. Ein ERHÖREN. Von Herz zu Herz. Ohne die geringste Zielfixierung.

9) HARA– Die Erdmitte des Menschen

https://www.amazon.de/Hara-Erdmitte-Menschen-Karlfried-D%C3%BCrckheim/dp/3502671516/ref=sr_1_4?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1BATJS44573DR&dchild=1&keywords=hara+d%C3%BCrckheim&qid=1626625624&sprefix=hara+d%C3%BCrckheim%2Cstripbooks%2C186&sr=8-4

10) ZEN in der Kunst des Bogenschießens

INFO-KLAVIERTECHNIK https://infoklaviertechnik.dipago.de/

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